Webagentur oder Werbeagentur für die Gestaltung des Internetauftritts?

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Wer ist besser für die Website?

Der etablierte Grafikdesigner, der seine Fähigkeiten im Bereich Printmedien unter Beweis gestellt hat, ist häufig nicht automatisch die ideale Wahl, wenn es darum geht, die Online-Präsenz eines Kunden zu gestalten. Eine Werbeagentur und eine Webagentur liefern nicht immer die gleiche Qualität an Dienstleistungen. Erfolge im digitalen Raum werden erst sichtbar, wenn Grafikdesigner sich in die Welt des Internets vertiefen und die Prinzipien des Online-Bereichs verstehen sowie in ihre Arbeit integrieren.

Informationen gemäss Stand vom 16.10.2023

WebdesignBild: Gerd Altmann auf Pixabay.com

Inhaltsverzeichnis: Website-Erstellung


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Ein guter Internetauftritt

Was ist überhaupt ein guter Internetauftritt? Gute Auftritte überzeugen zumindest in vier Punkten:

  • Design
  • Inhalt
  • Technik, Usability (Benutzerfreundlichkeit)
  • Marketing

Das Design ist derjenige Punkt, der am schnellsten ins Auge fällt. Die Bewertung eines Designs ist immer schwierig, da vollkommen subjektiv. Denn welches Design gefällt schon jedem Betrachter? Das Design muss immer im Kontext der Zielgruppe gesehen werden. Objektiver sind da schon Informationen, wie sich das Design zum Inhalt verhält. Auf guten Websites muss sich das Design nicht dem Inhalt unterordnen, sondern den Inhalt dezent unterstützen.

Ein guter Inhalt, neudeutsch Content genannt, kann einen Besucher wirklich überzeugen und begeistern. Am besten ist es, wenn der Surfer gleich ein Lesezeichen auf ein Angebot setzt oder eine Seite ausdruckt und damit Informationen in die reale Welt übernimmt.

Die Technik sollte nicht sichtbar sein, sondern das Design und den Inhalt dezent unterstützen. Das Thema Benutzerfreundlichkeit und ein tadelloses Funktionieren aller Elemente gehört genauso in diese anspruchsvolle Rubrik.

Ohne ein angemessenes Marketing wird die Website von der Zielgruppe nicht gefunden. Eine erfolgreiche Marketingaktion arbeitet mit Offline- als auch mit Online-Werbemassnahmen.

Relativ neues Medium

In der Anfangszeit des Fernsehens wur­den TV-Spots noch vorgelesen. Die Erfahrungen aus der Radio-Werbung wurden 1:1 übernommen. Es dauerte einige Zeit, bis man das neue Medium Fernsehen verstand und entsprechend einsetzte. Ähnliches erleben wir heute im Internet. Die Erfahrungen aus dem Printbereich werden von vielen Grafikern 1:1 übernommen.

Papier-Unterlagen bestehen nur aus Text und Bildern. Eventuell spielt das Material respektive der Geruch noch eine geringfügige Rolle. Eine Website kann jedoch mehrere verschiedene Informationsträger einbinden: Texte, Fotos, Grafiken, Skizzen, Videosequenzen, Animationen, Musik, Tonsequenzen. Der multimediale Einsatz spricht beim Nutzer gleichzeitig mehrere Sinne an. Darauf ist bei der Gestaltung eines Internetauftritts unbedingt Rücksicht zu nehmen. Je nach Ausgabegerät wird der Auftritt anders wahrgenommen.

Bedienungsfreundlichkeit

Viele Internetauftritte von professionellen Grafikern sind in der Tat schön anzusehen. Viele Designer konzentrieren sich ausschliesslich darum, schöne Websites zu gestalten. Bedienerfreundlichkeit, Technik und Suchmaschinenoptimierung sind nicht ihr Ding. Vergessen Sie nicht: Die Surfer wollen kein Webdesign konsumieren, sondern von einem konkreten Kundennutzen profitieren.

Bei der Bedienungsfreundlichkeit hapert es oftmals gewaltig. Vielfach werden solche Internetpräsenzen in eigenen Fenstern geöffnet, die den Surfer über die gewohnten Browserbefehle berauben. Wieso versuchen Grafiker, die Nutzer zu bevormunden? Wieso nehmen sie keine Rücksicht auf die gewohnte Benutzerführung im Internet? Natürlich ist die Gestaltung eines Auftritts in einem Fenster, welches immer die gleiche Grösse hat, für den Grafiker wesentlich einfacher. So kennt es der Gestaltungsfachmann seit Langem vom Papier her. Der Anwender mit einem grossen 17″- oder sogar 20″-Bildschirm sieht hingegen nicht ein, wieso sich der ganze Auftritt in kleinen Fensterlein mit winzigen Schriften abspielen muss.

Änderungsfreundlichkeit

Die Websites von Grafikern sind oft so filigran, dass selbst kleinste Änderungen eines Textes oder das Hinzufügen eines neuen Punktes in der Navigation mit sehr viel Pflegeaufwand verbunden ist. Solche Websites können vom Kunden kaum selbst gepflegt werden. Teure Grafikkosten führen dazu, dass diese Websites, vorwiegend bei KMU, kaum je aktualisiert werden. Bei den Kunden, die ihre Websites selbst pflegen wollen, ist darauf tunlichst Rücksicht zu nehmen.

Gültigkeit

Prospekte können oftmals über mehrere Jahre verteilt werden, sofern sich das Angebot nicht verändert hat. Websites, die über Monate nicht aktualisiert wurden, werden schlicht nicht mehr besucht. Sie sind de facto tot.

Es sollte zumindest eine Webseite, etwa die Rubrik News, vom Kunden selbst gepflegt werden können. Die Aktualisierung dieser einen Seite muss direkt im Browser möglich sein. Dazu eignen sich etwa einfachste, teils sogar kostenlos erhältliche Redaktionssysteme.

Die Zugriffszahlen von ungepflegten Websites sind extrem niedrig. Kein Wunder, im Web erwartet der Besucher aktuelle Informationen. Veraltete Angaben verärgern Surfer und schaden letztlich dem Ansehen des Website-Betreibers.

Genauigkeit

Grafiker sind es gewohnt, auf den Millimeter genau zu arbeiten. Die im Internet üblichen HTML-Seiten hingegen wurden nie für modernes Design entwickelt. Um dieses Manko auszugleichen, arbeiten viele Grafiker gerne mit der sogenannten DHTML-Technik. Leider funktioniert DHTML nicht auf allen Systemen gleich zuverlässig.

In Schönheit sterben

Für Grafiker ist das Design in der Regel wichtiger als der Inhalt. Für die meisten geschäftlichen Surfer ist die Information jedoch wichtiger als die Verpackung. Bei vielen Webdesigns ist kein Platz für einen zusätzlichen erklärenden Satz. Dieser würde das schöne Design zerstören …

Solche über designten Webseiten sind u. a. daran zu erkennen, dass nicht gescrollt werden kann. Schliesslich wird auf Papier nicht gescrollt. Wirklich nicht? Gescrollt wird beim Zeitungslesen schliesslich mit den Augen. Ergo: Die Gestaltung muss den Inhalt unterstützen und nicht von ihm ablenken.

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Emotion gegen Information

Bei Farbprospekten wird meistens über die Emotion verkauft und nicht über die spezifischen Details eines Angebotes. Im Internet wird aber niemand banale Werbesprüche lesen, sondern informative Fakten abrufen wollen. Selbstverständlich müssen diese attraktiv und zweckdienlich verpackt sein.

Gefunden werden im Netz der Netze

Neben dem Design und dem Inhalt gibt es beim Erstellen einer Internetpräsenz einen weiteren Punkt im Auge zu behalten, der bei Prospekten wegfällt: Eine Website muss für die Suchmaschinen optimiert werden, damit eine Webseite überhaupt gefunden wird. Hier zeigen sich bei den von Grafikern erstellten Websites eklatante Mängel. Internetpräsenzen, die nur aus wenigen Fotos, wenig Text und viel technischem Code bestehen, haben wenig Chancen auf eine gute Position in den Suchmaschinen. Die Optimierung einer Website für die Suchmaschinen erfordert doch einiges an speziellem Fachwissen, hauptsächlich bei stark umkämpften Schlüsselwörtern.

Fazit

Auf Berichten auf Papier wird oftmals am Schluss ein Fazit gezogen. Auf dem Bildschirm kommt das Fazit zuerst, es muss den Besucher zum Lesen des Artikels animieren, ihn richtiggehend für den gesamten Beitrag neugierig machen.

Prospekte im Internet

Die Gefahr ist gross, dass die Printidee für die Website einfach adaptiert wird. Damit wächst die Gefahr enorm, dass der Webauftritt nur eine 1:1 Kopie zum digitalen Prospekt wird. Berücksichtigt werden muss beim Webdesign unbedingt das spezielle Leseverhalten am Bildschirm und die Möglichkeit des Besuchers interaktiv agieren zu können.

Wer macht die Website?

Der Designer konzentriert sich hauptsächlich auf die Optik. Der Text muss sich jeweils dem Design unterordnen. Der Informatiker kümmert sich vor allem um die Technik. Eventuell leidet darunter das Design. Der Websiteaufbau muss mit den Augen des Marketingspezialisten gesehen werden. Der Internetauftritt soll den Kunden gefallen und nicht zum Selbstzweck werden. Wie heisst es so schön: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

Langfristig gesehen werden wohl die Ein-Mann-Webgestalter mehr oder weniger aussterben. Grössere Agenturen arbeiten mit einem Team, bestehend aus:

  • Projektleitern
  • Designern
  • Textern
  • Suchmaschinenoptimierern
  • Programmierern
  • Marketingprofis

PS

Als Zusammenfassung dieses Artikels geben wir dem viel zitierten Usability-Experten Jakob Nielsen das Wort:

„Jedes grossartige Print-Design ist meistens ein miserables Webdesign. Die zwei Medien unterscheiden sich so stark, dass zwei grundsätzlich verschiedene Design-Ansätze erforderlich sind, um deren jeweilige Stärken zu nutzen und die Schwächen zu minimieren.“

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Autor: Walter B. Walser, kundennutzen.ch

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Online-Mar­ke­ting-Mana­ger

Seit 1995 hat Walter B. Walser Erfahrung mit dem Internet. Im Jahr 2001 gründete er das Magazin kundennutzen.ch, das sich auf praktisches Online-Marketing und Online-Tools konzentriert. Als Agenturleiter hat er Unternehmern geholfen, die Effektivität ihrer Website um 100% zu steigern. Darüber hinaus beriet Walser kleine Unternehmen bei ihrem Internetauftritt und spezialisierte sich auf die Pflege und Optimierung von Websites. Zu seinen Interessen gehören Umweltschutz und Geopolitik.